Kulturgesichter Mittelhessen. Foto: lademann.media

Frank Mignon

Entertainer, Musiker, Moderator, Kolumnist

Der Wetzlarer Frank Mignon ist Musiker, Entertainer und Moderator. Er ist live nicht nur in verschiedenen Formationen zu erleben, sondern darüber hinaus auch als Autor der Kolumne „frank & frei“ bekannt.

Wie viele Auftritte hattest Du 2019 und im Vergleich dazu 2020?

Frank Mignon: Musikalische Bühnenauftritte und Tätigkeiten als Moderator machten bis 2019 mit ca. 120 Terminen noch den größten Teil meines Einkommens aus. 2020 war das letzte Wort „Helau“, dann hatte ich noch einen Vortrag an Aschermittwoch und dann war die Katastrophe da. Im Sommer 2020 gab es einige wenige kleine Auftritte zum Dinner und ein paar „auf Hut“, aber Ende September war endgültig Schluss und es gab nur noch Online-Veranstaltungen. Das Schwierige war, dass ich zwar durch Musik, Moderation und Planung breit aufgestellt bin, aber alle diese Tätigkeiten davon abhängen, dass sich irgendwo Leute zu irgendwas treffen.

Wie sieht es für 2021 in deinem Terminbuch aus?

Mignon: Für die Bühne ist es nahezu leer, allerdings habe ich einige Online-Termine und sonstige Tätigkeiten rund um Film und Streaming. Nahezu alle Jobs sind entweder schon zum zweiten Mal verschoben oder werden erst gar nicht mehr neu gebucht oder geplant. Ich rechne damit, dass es in diesem Jahr noch keine Festbälle, Tanzveranstaltungen, größere Tagungen und Stadtfeste geben wird, allenfalls in größeren Räumen könnten ab Herbst vielleicht Dinner-Musik und kleinere Feiern möglich sein. Und im Sommer vielleicht wieder ein bisschen Hintergrundmusik draußen.

Was ist deine persönliche Corona-Lösung?

Mignon: Da ich schon seit 2009 diszipliniert wöchentlich die Print-Kolumne „frank & frei“ schreibe, konnte ich zum Ende des Jahres 2020 drei weitere Online-Blogs („Franks drei Minuten“) inklusive eines wöchentlichen Videos bei einem heimischen Verlagshaus ergattern. Außerdem heißt es: Filmen, Streamen und langjährigen Kunden dabei helfen, geplante Events nicht einfach alle abzusagen, sondern wenigstens einige als Online- oder Hybrid-Event zu präsentieren. Gerade plane ich beispielsweise für ein kommunales Unternehmen einen Podcast, den ich eventuell auch selbst moderieren soll. So kommen lauter kleine Sachen zusammen, die in der Summe immerhin ein wenig Einkommen bieten.

Wie kommst du über die Runden?

Mignon: Durch meine eigene 14-tägige Sendung „frank & frei bewegt“ auf Facebook/Youtube kommen ein paar Sponsoring-Gelder und Spenden rein, außerdem konnte ich bisher mit den Hilfspaketen sowie meinen Schreib- und Auftragsfilmarbeiten einigermaßen knapp über der Nulllinie bleiben. Im Sommer 2020 gab es zudem einige kleine Dinner-Musik-Jobs zusammen mit Anita Vidovic. Außerdem jobbe ich noch als Honorarkraft stundenweise bei einer Behörde als Online-Texter. Was fehlt, ist die mittel- bis längerfristige wirtschaftliche Perspektive. Ich bin noch zu jung für den Ruhestand, aber schon zu alt für einen kompletten beruflichen Neuanfang.

Was fehlt Dir am Meisten?

Mignon: Da ich ja hauptsächlich auf geschlossenen Events und Firmenveranstaltungen sowie Privatfeiern tätig bin, fehlt mir ein wenig die Vielfalt samt der zahlreichen Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen und Branchen. Besonders bei Moderations-Jobs oder solchen Events, die wir komplett inhaltlich planen, taucht man oft tief in das Leben eines Jubilars oder einer Firma ein und bekommt viel „Zeitgeist“ mit, den man dann in Musik und Pointen umsetzen muss. Auch fehlen uns die Messe-Jobs, egal ob direkt am Stand als Moderator oder als Musiker bei den After-Work-Partys und Empfängen. Allerdings habe ich zusammen mit Kollegen durch die zahlreichen Politik- und Bürgerdialoge in der Krise viele neue und interessante Menschen kennengelernt. Alleine schon die vielen Gäste unserer Sendung wie Hajo Schumacher, Don F. Jordan, Ali Neander von den „Rodgaus“ oder Hermann-Otto Solms waren eine echte Bereicherung. Aber es wäre auch mal wieder schön, ganz einfach coole Musik vor gut gelaunten Leuten zu machen, das muss ich zugeben.

Was wünscht du dir von der Politik und der Gesellschaft?

Mignon: Es würde mir schon reichen, wenn man nicht jedem Zeitgenossen immer wieder erklären müsste, wie es unserer Branche geht, weil man ständig „Das geht bald wieder los“ oder „Haltet durch“ hören muss, so als ob man einfach mal eine Weile Pause macht, es sich gut gehen lässt und dann wieder anfängt. Und das, obwohl doch Kunden wegbrechen, Agenturen schließen oder Firmen schlichtweg auch in Zukunft manche Tagung nur noch per Zoom stattfinden lassen wollen, anstatt hunderte Leute aus dem ganzen Land mit Essen, Programm und Musik in ein Hotel zu holen. Wir werden gar nicht als Wirtschaftszweig wahrgenommen, sondern viel zu oft als Kuscheltiere, die man nur ein bisschen streicheln und mit ein paar Almosen abspeisen muss. Ich erwarte daher von unserer Branche, dass sie viel kraftvoller als steuerzahlende Unternehmer auftreten, egal ob solo oder mit ihren größeren Unternehmen. In unseren zahlreichen Dialogen mit der Politik war die Unkenntnis über die Veranstaltungswirtschaft erstaunlich, denn man wird nur als Kultur wahrgenommen, obwohl auch Messen, Tagungen und auch Parteitage dazugehören. Denn auch dort arbeiten Tontechniker, Moderatoren und Musiker etc.. Auch wünsche ich mir eine engere Vernetzung mit den Wirtschaftsverbänden, denn die wissen, wie man effektive Lobbyarbeit macht. Da können wir viel vom Profisport lernen. Außerdem hoffe ich, dass man, wenn wieder Veranstaltungen möglich sind, diese auch besucht und wahrnimmt und nicht voller Angst in den eigenen vier Wänden verharrt.

(Interview vom April 2021)

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